High Above Seattle

März 7, 2017

Nachdem ich bei der lieben Gesine das erste Mal eine „Scrappy Skyline“ von Shannon Brinkley sehen konnte, war klar, dass sich ein solches Projekt früher oder später auch in mein Nähzimmer verlaufen würde. Lange musste ich überlegen, welche Skyline denn für mein erstes „Testprojekt“ herhalten ~~muss~~ darf :o). Scrappy Appliqué ist eine tolle Methode, wenn man für den „piecing“ Part eines Quilts mal von der Nähmaschine weg will (oder, wie es bei mir der Fall war, die geliebte Nähmaschine in die Reparatur musste).

Da ich fast zeitgleich zu Beginn dieses Projektes eine Einladung zu einer Living Room Show der begnadeten Singer/Songwriter Rocky Votolato und Perry O’Parson (Marcel Gain) nach Berlin erhielt (ein Bekannter meines Bruders hatte diese organisiert), stand die Entscheidung auch schon relativ schnell fest. Die Musik von Rocky begleitet mich nun schon weit über 10 Jahre und mehr als einer seiner Songs schafft es in meine „All-Time-Top 10“. Durch diverse Unterhaltungen vor und auch nach einigen seiner Konzerte durfte ich nicht nur seine Musik, sondern auch ihn schätzen lernen und so beschloss ich, ihm ein kleines Dankeschön zu nähen.

Also ab zur Seite von Shannon Brinkley und nach der Skyline von Seattle, Rockys Heimatstadt,gesucht, noch immer etwas unentschlossen, was ich denn machen würde (Kissen, Miniquilt, Tischdecke, Wandbild…..die Möglichkeiten sind da ja unerschöpflich). Und siehe da…neben vielen Städteskylines aus allen möglichen Ländern war auch Seattle dabei. Und die Stoffauswahl war auch sehr schnell getroffen. Die Modern Minis von Lori Holt (Bee In My Bonnet) für Riley Blake sind, mit ihren kleinen Mustern einfach super für ein solches Projekt geeignet.

Nachdem alle Sachen laut Anleitung bereitgestellt und eine Stoffauswahl getroffen war, ging es auch schon los mit der Stoffvorbereitung. Hierzu verweist Shannon Brinkley in ihrer Anleitung auf MistyFuse, ein neuartiges Applikations-„Vlies“, mit dem ich selber noch nie gearbeitet, geschweige denn von gehört hatte. Das Vlies ist im Grunde ein extrem feines Netz aus leicht schmelzendem Kunststoff, das man auf die Rückseite des zu applizierenden Stoffs bügelt. Der Stoff wird dadurch selber aufbügelbar, bleibt aber immer noch sehr geschmeidig. Nach ein wenig rumprobieren, gehört das Vlies ab sofort meinen Standardvliesen für Applikationen, da es wirklich suuuper einfach zu handeln ist und mich die Ergebnisse wirklich mehr als überzeugt haben.

Aber ACHTUNG: Wenn ihr das MistyFuse benutzt legt euch Zunächst ein wenig Backpapier aufs Bügelbrett, dann darauf das MistyFuse und dann eure Stoffauswahl mit der linken Seite zum MistyFuse schauend. Das ganze deckt ihr anschließend mit einer weiteren Lage Backpapier ab und bügelt. Die Hitze des Bügeleisens muss dabei ca. 8-10 Sekunden an jeder Stelle gewesen sein. Lasst das MistyFuse-Sandwich etwas abkühlen und zieht dann nacheinander das obere Backpapier und dann das untere Backpapier vom MistyFuse. Auf diese Weise seid ihr relativ sicher, dass kein MistyFuse an euer Bügeleisen oder Bügelbrett kommt und diese verklebt. Im nachfolgenden Bild seht ihr zum Einen das „MistyFuse-Sandwich“ VOR dem Bügeln und der zweiten Lage Backpapier, und auf dem Zweiten einen mit MistyFuse bebügelten Stoff im Vergleich zu einem unbehandelten.

Nach der Stoffvorbereitung ging es an die eigentliche Arbeit. Gemäß der tollen und ausführlichen Anleitung von Shannon Brinkley wurden die einzelnen Stoffpatches nach und nach auf eine zusätzliche bügelbare Vlieseinlage (ich habe das sehr weiche und extra dünne H180 Vlies von Vlieseline genommen)gesetzt und dank des MistyFuse mit dem Bügeleisen kinderleicht fixiert. Die zuvor auf das H180 Vlies aufgemalte Skyline konnte im nächsten Schritt dann einfach ausgeschnitten und die offenen Schnittkanten mit etwas Fransenstopp geschützt werden:

Da ich von der Einfachheit des Zusammensetzens so begeistert und wirklich froh war endlich mit dem Ausschneiden fertig zu sein, schaute ich nicht mehr in die Anleitung und fing direkt an, die überstehenden Stoffreste meiner Skyline abzutrennen und diese auf ihre Unterlage zu bügeln…zu diesem Zeitpunkt fiel auch die Entscheidung, dass daraus ein Reisekissen werden sollte.

Hätte ich doch nur in die Anleitung geguckt…denn ich hatte einen wichtigen Schritt – das Absteppen der Skyline – vergessen. Eigentlich wäre dies kein Problem gewesen und hätte direkt auf dem Hintergrundstoff gemacht werden können. Ich weiss nicht genau, was mich zu dem Entschluss gebracht hat zu versuchen die ZWEIFACH bügelfixierte Skyline wieder zu lösen (einmal durch das MistyFuse und ein weiteres mal durch das reguläre Bügelvlies) aber lasst mich euch sagen…es war keine meiner besten Ideen. Und so riss mir durch lauter Unachtsamkeit beim Ablösen nicht nur ein kleinerer Häuserblock sondern gleich das Wahrzeichen Seattles – die Space Needle – mit ab…(entschuldigt bitte die schlechte Bildqualität…aber in dem Moment hatte ich nicht an scharfe Bilder gedacht ;o) )

Gott sei Dank konnte das mit Hilfe ein paar kleinerer Stücke Misty Fuse wieder geflickt werden und der Vollendung des Kissens stand kaum noch etwas im Weg.

So wurde die Skyline abgesteppt, erneut auf den weißen Hintergrundstoff gebügelt und anschließend mit einem feinen Satinstich an den Rändern versäubert. So, dass im letzten Schritt durch Vernähen mit der Rückseite (einen schönen Gruß an dieser Stelle an Gesine und ihre Ode ans Kona Cotton Bahama Blue….wirklich eine Allzweck-Waffe der Uni-Stoffe ;o) ) und dem Einnähen eines passenden Reißverschlusses ein schönes Kissen mit den Maßen 70 x 35 cm dabei herauskam (und eins meiner neuen Nähettiketten kam auch direkt zum Einsatz ;o) ) .

Und was für eine zeitliche Punktlandung das war, denn am nächsten Tag ging es auch schon auf den Weg nach Berlin zu einem der bis dato besten Konzerte meines Lebens. Und das Kissen hat dann auch direkt zu seinem neuen Besitzer gefunden :o)