Bevor bald wieder fleißig mit der Hand genäht wird melde ich mich heute erst nochmal mit einem Projekt für zwischendurch bei euch, das von der lieben Ruth von sockentick.blogspot.de bei mir angefragt wurde und bei dem ich einfach nicht widerstehen konnte, denn es geht extrem schnell, ist wirklich suuuper einfach und eine wundervolle Geschenkidee (wobei die heute Vorgestellten mal ausnahmsweise nuuuur für mich sind…einer fürs Sofa und zwei fürs Bett ;o)).
Ich habe schon immer viel gelesen und bin auch immer gerne weite Strecken mit dem Auto gefahren. Bei beidem habe ich seit jeher auf eine Nackenrolle geschworen (bei uns hieß sie damals immer Schlummerrolle…aber ich glaube Nackenrolle ist der Richtige Ausdruck). Einfach bequem wie ich finde Aber….durch ihre Form auch manchmal etwas eigensinnig in ihrer Mobilität. Diese kleinen Nackenhörnchen waren nie so ganz mein Fall. Durch das enge Anliegen der Seitenteile am Hals fand ich diese einfach nicht so bequem. Und dann kam Ruth…..
….Ach….Ruth….Danke! Auch wenn Leseknochen für die meisten alter Kaffee sind…. Ich habe vorher noch nie (zumindest bewusst) von Leseknochen gehört, geschweige denn mal einen in der Hand gehabt und so war ich erstmal ein klein wenig stutzig als die Anfrage nach einem Lineal für diese Kissen plötzlich in meinem Email-Postfach auftauchte. Nachdem aufgrund der Terminlage derzeit mein erster Impuls war leider abzusagen schaute ich mir diesen Knochen doch noch etwas genauer an und dachte nur: „Hey, der sieht ja wirklich genial aus…sowas will ich auch“ ;o)….Also habe ich mich ran gesetzt und überlegt ob es tatsächlich Sinnnvoll wäre ein solches Lineal zu machen und was die Alternative wäre….diese ist: Papier. So gerne ich Papier beim English Paper Piecing mag, so gerne nehme ich auch Abstand von diesem Material wenn es darum geht Schablonen zu machen….fragt nicht warum, aber diese halten bei mir nie wirklich lange. Also habe ich mich mal wieder ans Zeichenbrett gesetzt und überlegt.
Die klassischen Papierschablonen werden aus vier Teilen zusammengeklebt…das ist etwas das ich auf jedenfall aufgreifen wollte, denn eine komplette Knochenform aus einem Lineal zu fertigen würde dann doch zu sehr ins Material gehen. Also habe ich mich auch für das klassische Viertel entschieden und stelle euch nun ohne weitere Umschweife den neuen Neckbone Pillow Ruler vor (zu Deutsch: Leseknochenlineal) und was man damit feines anstellen kann :o):
Nachdem die letzten Lineale die ich euch gezeigt habe eher auf die kleinen Precuts ausgelegt waren, weichen wir jetzt mal gemeinsam ein kleines Stück von diesem Kurs ab und trauen uns in etwas andere Gefilde. Denn auch wenn Ihr natürlich euren eigenen Knochen aus kleinen Patches von Charm Packs oder Mini-Charm Packs zusammenstellen könnt, bietet sich dieses Lineal doch an die Fat Quarter oder Layer Cake Stücke zu verarbeiten die beim letzten größeren Projekt übrig geblieben sind (selbstverständlich auch Stoffe die Ihr extra für einen Leseknochen ausgesucht habt ;o)).
Es gibt im Netz unzählige wunderschöne Leseknochen (zum Beispiel die von Ruth von Sockentick, die schon vorab etwas mit dem Lineal spielen konnte) und ich möchte euch nun zum einen die am häufigsten genähte Variante und eine kleine Abwandlung von mir vorstellen und euch damit ein wenig die Vorzüge des Lineals aufzeigen und erklären wie man am besten damit arbeitet….aber eine kleine Warnung vorweg:
ACHTUNG: WENN MAN EINMAL EIN SOLCHES KISSEN GENÄHT HAT KANN MAN NUR NOCH SEHR SCHWER AUFHÖREN WEITERE ZU NÄHEN!!!!!
Wir fangen mit der klassischen Variante an bei der jede Seite des Knochen einfach aus einem einzelnen Stoff besteht und suchen uns zunächst den Stoff für das Kissen Heraus. In meinem Fall sind es insgesamt 3 Fat Quarter aus der Dutch Treat Reihe von Betz White für Riley Blake. Diese habe ich zuerst gebügelt und anschließend einmal längs in der Mitte gefaltet. Danach habe ich ein Stück vom unteren Ende des Stoffes so weit hoch gefaltet, dass ich bequem das Leseknochen Lineal auf den so entstandenen 4 Lagen Stoff platzieren konnte.
Wie bei allen meinen Linealen ist auch auf diesem eine 1/4 Inch Nahtzugabe inklusive. Da wir bei dieser Variante jede Seite aus einem einzigen Stück Stoff nähen wollen benötigen wir die Nahtzugabe an den beiden geraden Seiten des Lineals nicht und richten die 1/4 Inch Markierung dieser beiden Seiten mit den gefalteten Kanten des Stoffstücks aus, und schneiden einfach nur entlang der gewundenen Lineal Kante:
Das machen wir mit allen drei Stoffen die wir für die jeweiligen Seiten des Knochen ausgesucht haben und erhalten nachdem wir diese aufgeklappt haben drei identische Stoffknochen:
Bei jedem dieser Knochen müssen wir nun jeweils links und rechts an der Aussenkante die Mitte auf der Rückseite markieren. Hierfür einfach das Lineal passend auf einen Knochen legen und mit Hilfe eines Kugelschreibers, Fineliners oder Stoffmarkers durch das entsprechende Loch im Lineal einen kleinen Punkt zeichnen. Dieser dient uns im nächsten Schritt als Start- bzw. Endpunkt der Nähte:
Im nächsten Schritt nehmen wir uns die ersten zwei Stoffstücke, legen diese rechts auf rechts aufeinander und stecken fest (Nadeln am besten senkrecht zur Kante setzen). Um diese beiden Hälften zusammen zu nähen fangen wir mit der Naht exakt auf der zuvor gemachten Markierung an und nähen einmal, mit einer Nahtzugabe von 1/4 Inch, um den HALBEN Knochen herum und hören exakt auf der Markierung auf der gegenüberliegenden Seite auf. Die Naht wird jeweils am Anfang und Ende verriegelt:
Diesen Knochen aus den zwei Stofflagen legen wir nun vor uns auf den Tisch und klappen entlag der Mitte die obere Stofflage zurück (Anfang und Ende der ersten Naht sind auf dem Bild noch mit Stecknadeln gekennzeichnet). Legt die dritte Seite auf den Knochen und näht diese mit einer weiteren Naht fest. Geht hierbei genauso vor wie bei der Ersten und versucht möglichst exakt an den Markierungen anzufangen bzw. zu enden:
Bei der dritten und letzten Naht geht ihr wieder genauso vor, mit der Ausnahme, dass ihr euch hier vorher einen Abschnitt von ca. 5 cm länge einzeichnet in dem ihr eure Wendeöffnung haben wollt. Näht den Knochen fertig und lasst dieses Stück offen (Verriegeln der Nähte auch hier nicht vergessen ;o)):
Nun müsst ihr eigentlich nur noch den Knochen Wenden, mit Füllwatte vollstopfen bis er den gewünschten Härtegrad hat und den Knochen an der Wendeöffnung mit einem Leiterstich verschließen und habt euren Lesknochen fertig :o):
Und nun spielen wir die Vorzüge des Lineals in der zweiten Version des Kissens voll aus:
Dieses mal machen wir die Seiten des Kissens nicht aus einem einzigen Stoffstück sondern aus insgesamt 4. Da ich es gerne passend zum ersten Kissen haben wollte und man aus einem Fat Quarter theoretisch zwei komplette Seitenteile bekommen kann, ich also noch einiges an Stoff zur verfügung hatte, habe ich mich wieder für die drei bereits oben gezeigten Stoffe entschieden. Dieses mal kommt jedoch noch ein vierter als „Hintergrundstoff“ dazu, den ich auch schon bei meinem Drunkards Path Kissen benutzt habe.
Den gemusterten Stoff möchte ich jeweils oben links und unten rechts auf dem Knochen haben. Ich habe nun also jeweils zweimal den Viertel-Knochen ausgeschnitten. Das Lineal habe ich hierbei „normal“ auf den Stoff gelegt. Die Schrift auf dem Lineal war also wie man es gewohnt ist von links nach rechts zu lesen und habe somit zwei identische Stoffstücke geschnitten (Achtung: wenn ihr an semitische Schriften gewöhnt seid wie z.B. Arabisch oder Hebräisch müsst ihr an dieser Stelle umdenken ;o)). Hier benötigen wir die volle Größe des Lineals, müssen also einmal komplett aussen herum schneiden. Das wurde mit den anderen beiden gemusterten Stoffen wiederholt:
Für den „Hintergrundstoff“ bzw. den Stoff den ich oben-rechts und unten-links haben möchte musste ich das Lineal umdrehen. Die Schrift ist hier also Spiegelverkehrt zu lesen. Insgesamt brauchen wir hiervon 6 Stücke.
Haben wir alle Stoffstücke geschnitten können wir uns diese nun in Knochenform vor uns auslegen und losnähen.
Wir nähen uns zunächst unsere eigentlichen Knochenformen aus den Stoffstücken. Jeweils mit 1/4 Inch Nahtzugabe und pressen diese im Anschluss mit dem Bügeleisen kurz auf. Das geht am schnellsten wenn Ihr euch die einzelnen Teile neben eure Nähmaschine legt und dann hintereinander zusammennäht (Stichwort „Chainpiecing“).
Ihr erhaltet auf diese Weise eure drei Seitenteile des Leseknochens. Parallel zu Variante 1 weiter oben näht ihr diese nun zusammen, Stopft den Leseknochen nach bedarf und verschließt ihn wieder mit einem Leiterstich. Schon habt ihr euren zweiten Leseknochen fertig (hab ich nicht gesagt, dass man nach einem kaum noch aufhören kann? ;o)):
Und das beste an diesem Kissen ist, dass der Fantasie kaum grenzen gesetzt sind und man die Seiten gestalten kann wie man möchte. Wie wäre es z.B. mit einem gestreiften Leseknochen aus Jelly Roll Streifen die ihr noch übrig habt? Vielleicht eine Seite Waagerecht, eine Senkrecht und eine Schräg gestreift? Oder ganz klassisch und einfach alle drei Seiten aus eurem Lieblingsstoff? Ooooder einen English Paper Piecing Knochen….na das wär doch mal was ;o)
Der Materialverbrauch hält sich bei diesen Kissen auch noch in grenzen. Für beide Kissenvarianten habe ich insgesamt 3 Fat Quarter, ca. 40 cm Meterware und etwas Füllmaterial benötigt. Also wirklich nicht viel. Und schnell ging es auch.
Beim Füllmaterial bin ich übrigens noch am experimentieren. Habe mir aber ein paar günstige Kissen beim netten Schweden um die Ecke besorgt und einfach die Füllung daraus verwendet. Mit dem Ergebnis bin ich wirklich zufrieden und es kostet auch nicht die Welt. Vielleicht habt ihr da ja noch den ein oder anderen Tip den ihr mir in den Kommentaren geben könnt.
Nun hoffe ich erstmal, dass euch das kleine Tutorial gefallen hat und ihr mindestens genauso viel Spaß mit den Kissen haben werdet wie ich.
Ich werde mich nun wieder an die Nähmaschine setzen und noch die ein oder andere Version des Kissens ausprobieren, bevor es bald auch schon wieder mit dem Handgenähten weitergeht :o).
Viele Grüße und bis bald
Philipp
PS.: Solltet ihr dieses kleine Mini-Tutorial nachnähen oder eines meiner Lineale für euer nächstes Projekt benutzen, würde ich mich total freuen, wenn ihr eure Ergebnisse mit mir auf Instagram (@Dudestartsquilting bzw.#MyQuiltshop) oder auf eurem Blog oder oder oder teilt ;o)
Die verwendeten Materialien findet ihr alle in unserem Shop unter www.MyQuiltshop.de :
- 3 Fat Quarter aus der Dutch Treat Reihe von Riley Blake (das ganze Bundle ist sogar im Moment im Angebot :o))
- Stitch Check in Grau von Makower UK
- Leseknochen (Neckbone Pillow) Lineal
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Lieber Philipp, was für ein toller Beitrag!!!
Klasse, finde ich, dass Du genau erklärt hast, wofür die Löcher sind und wie sie angelegt werden.
Denn die hatte ich zwar gesehen, aber konnte mir keinen richtigen Reim darauf machen. Grossartig!
Und damit noch mal um einiges leichter in der Anfertigung.
Ich finde, die Lösung meines Problems ist Dir mehr als perfekt gelungen. Ich liebe dieses Lineal ❤️
Und was sehe ich durch Zufall heute in Deinem Shop – die nächste Problemlösung.
Das Lineal für die Kreise. Mein Traum seit längerem: einen Quilt mit Kreisen aus versch. Stoffen.
Und da es mir die Ninja-Serie so angetan hat, werden ich das Lineal direkt mal mit den Charmpacks einweihen .
Bis bald und nochmals vielen Dank, liebe Grüße Ruth
Hallo,
ich konnte nicht anders und habe die Schablone gekauft. Ich freue mich schon darauf, einen Leseknochen zu nähen. Was für Füllmaterial haben Sie verwendet?
Hey Philipp,
die Schablone ist eine sehr geniale Idee. Damit geht der Zuschnitt viel schneller und einfacher.
Leseknochen sind immer wieder ein Highlight zum verschenken und zum selbst nutzen. Ich liebe sie in alllen Farben und Mustern.
LG
Lieber Philipp, da ist Dir wieder ein tolles Tutorial aus der Tastatur gehüpft! Ich werde meinen ersten Leseknochen wohl „maßgeschneidert“ für meinen Lieblingssessel bauen und auf die Schnelle eine Schablone aus einem Pappkarton zimmern. Stoffe habe ich reichlich – wer die Wahl hat, hat die Qual. Sehr gut finde ich Deinen Tipp, die benötigten Stoffstücke aus restlichen Jelly-Roll-Streifen zu nähen! Webkanten könnte man auch nehmen, aber die nutze ich persönlich lieber für Nadelbuch &Co…
Dann werde ich mal den Feiertag nutzen um meinen „Erstlingsleseknochen“ wachsen zu lassen!
Vernähte Grüße
Cornelia
P.S.: Als Füllung werde ich übrigens Schafwolle von meinem Lieblingsschaf verwenden (natürlich gewaschen), „Artie“ (eigentlich „Aristoteles“) kann zwar nicht lesen, hat aber als Schafbock der Rasse „Walliser Schwarznase“ ein prächtiges Wollkleid! Davon habe ich mehr, als ich verspinnen kann…
LG Cornelia
Hallo Philipp,
tolle Idee, ein Lineal für den Leseknochen zu erfinden.
Ich werde den Leseknochen wohl zu Lebzeiten nicht mehr los 😉 und nähe ihn immer wieder. Ich verschenke ihn sehr gerne und so war erst der 14. Knochen für mich…
Mein erster Impuls war: Wozu ein Lineal, wenn es doch die Papierschablone auch tut ? Aber nach Lesen deines Blogeintrags gerate ich arg ins Schwanken *lach*.
Du fragtest nach Tipps…
Also zum einen kann ich bestätigen, dass die günstige Kissenvariante vom Schweden (0,99€) die günstigste Variante ist, um an Füllmaterial zu kommen. Ich habe immer einen kleinen Vorrat davon zuhause. Man weiß ja nie, wann man spontan den nächsten Leseknochen nähen muss 😉
Außerdem bekommt bei mir jeder Knochen an einem Ende eine Schlaufe verpasst, dann greift es sich auch mal ganz anders.
Dazu schneide ich ein Stück Stoff in der Größe 8x15cm, bügele es in der Länge einmal mittig (links auf links), klappe es wieder auf, klappe die langen Kanten zur gebügelten Mitte und bügele auch das einmal ordentlich (immer linke Stoffseite auf linke Stoffseite), klappe alles zusammen und nähe knappkantig links und rechts und habe somit einen Streifen von etwa 2x15cm, denn ich dann als Schlaufe an einem Ende mit einnähe.
So und nun viel Spaß beim Nähen und wie bereits erwähnt: Macht süchtig !!
P.S.: wie fast überall gibt es auch beim Leseknochen eine Geschichte, zumindest für mich.
Als ich mich vor Jahren auf die Suche nach irgendeinem Schnittmuster gemacht habe und den Leseknochen gefunden habe, bin ich auf eine amerikanische Näherin gestoßen (für mich die Erfinderin des Leseknochens 😉 ), die den Knochen für ihren Sohn genäht hat, der Soldat war und sich gerade im Einsatz befunden hat.
Der Leseknochen kam bei ihm und seinen Kameraden so gut an, dass sie sich hingesetzt hat und für seine 50 (! oder ähnlich viele, genaue Zahl habe ich nicht mehr im Kopf, aber es waren beeindruckend viele) Kameraden ‚mal eben‘ Leseknochen genäht hat. Dieses Bild habe ich seither im Kopf, wenn ich das Schnittmuster zur Hand nehme.
Lieber Philipp,
die Linealidee ist toll. Vor allem mit den Löchern. Ich hab hier einen gestreiften Leseknochen, den ich vor allem nachts zum Kuscheln nehme. Da ich auf der Seite schlafe, wird mein Brustkorb nicht so zusammen gedrückt, wenn ich meinen Arm über den Leseknochen lege.
Das der Leseknochentrend allerdings an Dir vorüber gegangen ist, finde ich witzig. Vielleicht warst Du da ja gerade in den USA?
LG Mareike